
Am Sonntag, den 20.04.2025 ist erneut ein junger Schwarzer Mann durch Polizeischüsse umgekommen. Nach bisherigem Kenntnisstand soll Lorenz A. durch drei von vier abgefeuerten Schüssen getroffen worden sein – sie trafen ihn am Bein, der Hüfte und letztendlich dem Kopf, was zu seinem Tod führte.
Die Polizei beruft sich auf ein Messer, das Lorenz angeblich in der Hand hatte und damit die Polizei bedrohte. Die Staatsanwaltschaft dementiert diese Schilderung. Es handelt sich hier offensichtlich um unverhältnismäßige tödliche Polizeigewalt!
Wir schließen uns der Familie von Lorenz an und fordern Gerechtigkeit für Lorenz und betrachten den Fall als rassistisch motivierte Polizeigewalt und fordern lückenlose Aufklärung seines Mordes!
In den vergangenen Jahren gibt es immer wieder Fälle von eskalierter Polizeigewalt gegenüber migrantischen Männern, vor allem gegenüber Schwarzen Männern, in einigen Fällen ging diese Gewalt tödlich aus, wie bei Qosay Khalaf. Qosay war 19 Jahre alt, als er 2021 in Polizeigewahrsam zusammenbrach, nachdem er bei seiner Festnahme massive Polizeigewalt erlebte. Obwohl sein Tod viele Fragen aufwarf, kam es zu keiner Ermittlung innerhalb der Polizeibehörde in Delmenhorst, die ihn festnahm. Dass just diese Behörde nun die Aufklärung an Lorenz‘ Tod vorantreiben soll, ist ungeheuerlich und zeugt von der mangelnden Bereitschaft der Ermittlungsbehörden, Verantwortung zu übernehmen und politische Konsequenzen zu ziehen.
Das zeigt sich auch in den Forderungen, die jetzt laut werden: Die Deutsche Polizeigewerkschaft plädiert erneut – übrigens wie die AfD und die CDU – für die Zulassung von Tasern im Polizeidienst, obwohl diese Geräte tödliche Folgen haben können. Wünschenswert wäre nicht eine weitere Waffe für Polizist*innen, mit denen sie Zivilpersonen lebenslange Schäden zufügen oder gar töten können, sondern mehr Polizeikritik. Das bedeutet, den institutionellen Rassismus von Polizei und Justiz hinterfragen, der die „Anderen“ per se als „gefährliche Störer“ betrachtet.
Statt auf Eskalation wird auf den Einsatz von Gewalt gesetzt. Das betrifft vor allem junge Schwarze Männer in psychischen Ausnahmesituationen. Aktivist*innen, Betroffene, Kriminolog*innen und andere Wissenschaftler*innen weisen immer wieder darauf hin, dass tödliche Polizeigewalt für die Täter ohne Folgen bleibt und die Opfer vielfach zu Tätern gemacht werden. In dem Forschungsprojekt „Gewalt im Amt. Übermäßige polizeiliche Gewaltanwendung und ihre Aufarbeitung“ heißt es, dass 90 Prozent der Strafverfahren gegen Polizistinnen eingestellt werden und in nur 2 Prozent der Fälle überhaupt eine Anklage erhoben wird. Verurteilt wird wiederum eine so kleine Minderheit, dass man getrost pauschalisieren kann, dass gewalttätige Polizist*innen nicht mit einer dauerhaften Suspendierung oder gar einer Verurteilung rechnen müssen. Zu groß ist der Korpsgeist innerhalb der Polizei und die Staatsanwaltschaften ermitteln unzureichend oder gar nicht – gerade dann, wenn die Betroffenen einer marginalisierten Gruppe angehören.
Aus diesem Grund sind Empathie, Parteilichkeit und Solidarität mit den Betroffenen von Polizeigewalt und ihren Hinterbliebenen grundlegend. Nur gemeinsam können wir für eine lückenlose Aufklärung des Mordes an Lorenz kämpfen!
Wir gehen am Freitag, 25.4. um 18:00 Uhr gemeinsam mit Lorenz‘ Familie in Oldenburg auf die Straße und fordern Gerechtigkeit, Aufklärung und Konsequenzen für Lorenz! Es reicht, unsere Trauer und Wut auf die Straße zu tragen – Black Lives Matter!
- https://taz.de/Demonstration-fuer-Lorenz-A/!6084885/
- https://taz.de/Essay-zum-Tod-von-Lorenz-A/!6084068&s=Echokammer/